Urlaubs-Reif
Urlaubs-Reif
Wenn man die beiden Worte ernst nimmt, dann stimmt es – ich war selten so bereit für eine Alltagsfreie Zeit. Wie Millionen andere Menschen in diesem besonderen Jahr auch. Dabei habe ich noch die komfortable Situation, zwischen Nord- und Süddeutschland pendeln zu können. Das schafft „Tapetenwechsel“ genug. Dachte ich.
Doch nach einer Woche in Italien und wieder zurück zu Haus, ist mir mehr denn je aufgefallen, wie gut es tut, eine Zeitlang an einem Ort zu sein, den man noch nicht kennt. Oder sagen wir mal, der so anders ist: Das Klima, die Menschen, die Kultur, die Sprache, das Essen… und ja, Aufzuwachen und zu wissen, es scheint auch heute wieder die Sonne, ist ein sehr positiver Nebeneffekt von Reisen nach Südeuropa! Und für mich ist gutes Wetter (leider) ein Garant von gut gelungenem Urlaub.
Warum schreibe ich diesen Blog? Dass Urlaub guttut, wissen wir alle, oder? Und dass wir alle nach anderthalb Jahren Pandemie, verrückten Wetterveränderungen nicht nur in Deutschland und noch vielen weiteren Unwägbarkeiten urlaubs-reif waren, ist auch klar. Also, warum?
Ich teile mit Dir einen Gedanken, der mich immer wieder vor meinem Urlaub beschleicht… und frage mich, ob Du das kennst:
Was ist, wenn der Urlaub NICHT erholsam wird? Wenn nach all den Strapazen, die ich in den vergangenen Monaten hatte, die ein oder zwei Wochen nicht ausreichen und sich die Erholung nicht einstellen will? Ich meine diesen Druck, den ich mir gerne selbst mache, damit der Urlaub auch auf jeden Fall schön wird. Familie, Freunde und Kollegen wünschen mir „gute Erholung“ und „Erhole Dich!“ – doch was, wenn es nicht gelingt? Weil ich nicht abschalten kann, die Unterkunft nicht gefällt, ich krank werde, mir das Ziel nicht gefällt, das Wetter nicht mitspielt…die Liste kann ich unendlich weiterführen. Und ich in den Urlaub fahre mit der Hoffnung (dem Druck): Bitte lass‘ den Urlaub richtig gut werden, es sind doch nur die wenigen Tage!
Doch Stopp! Drehen wir das Ganze doch mal um, denn: Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Schönen!
Genau, und ab hier wechsle ich die Perspektive und schlage Dir etwas vor: Wie wäre es, wenn Du Dich schon, sagen wir mal ein oder zwei Wochen VOR dem eigentlichen Urlaub etwas im Tempo zurücknimmst und nicht voll Power bis zur letzten Sekunde im Job und Privat gibst? Das hat den Vorteil, dass Du nicht auf dem letzten Loch pfeifst und somit völlig erledigt in den Urlaub starten musst. Je niedriger Dein Energielevel ist, desto höher sind auch Deine Erwartungen an den Urlaub, richtig? Und dann KANN der Fall ja nur besonders tief sein…
Also, weniger Termine, im Job wie privat, mehr Fokus und Einstimmung auf den Urlaub. Es ist doch so: Im Job hat auch niemand was davon, wenn Du versuchst, alles in den letzten Tagen vor Deinem Urlaub zu erledigen (was schon seit Wochen liegen geblieben ist). Die Wahrheit ist: Die Welt dreht sich auch ohne Dich weiter. Also, gib Dir einen Ruck. Mache eine gute Übergabe und dann sieh‘ zu, dass Du Dich einstimmst auf den Urlaub. Dazu gehört auch, im Job Themen und Aufgaben abgeben zu können – auch schon VOR dem Urlaub! Nimm die Hilfe und Unterstützung Deiner KollegenInnen an. Und wenn sie nicht von allein kommt, dann fordere sie proaktiv an. Das fühlt sich beim ersten Ausprobieren vielleicht komisch an, doch der positive Effekt für Dich und Deine KollegInnen hält langfristig an. Du bist weniger unter Strom und Deine KollegenInnen werden an mehr Verantwortung herangeführt.
Und privat: Versuche auch hier die Vorbereitung ein wenig zu entzerren. Ein schönes Essen bevor es in den Urlaub geht? Die Übergabe der Wohnungsschlüssel an den freundlichen Nachbarn nicht erst am letzten Abend bevor Du in den Urlaub fliegst? Den Hund schon zwei Tage vor Abfahrt in die Hundepension geben? Und vielleicht können Oma und Opa die Kinder zwei, drei Tage nehmen, damit Du in Ruhe packen kannst?
Alles nur Ideen und ja, auch ich probiere noch aus, was am besten funktioniert. Doch ich habe bei der Vorbereitung meines diesjährigen Urlaubs gemerkt: Es tat gut, schon einige Tage vorher „runterzufahren“. Und auch ganz deutlich festgestellt, was ich nicht mehr haben wollte: Telefonate für den Job, bei dem neue Themen angesprochen werden (macht wenig Sinn, mit sowas noch vor dem Urlaub zu starten, das darf dann auch zwei Wochen später mit mir starten), Treffen mit Menschen, die meinen Energiehaushalt leer machen. Das kann definitiv warten oder gar nicht mehr stattfinden. Zu glauben, dass man noch den Keller entrümpeln müsste oder die Wohnung auf Hochglanz polieren – weil man das nach dem Urlaub gar nicht mehr schaffen kann. So ein Quatsch!
Ehrlich: Das Loslassen von diesen „Gewohnheiten“ tat gut, vielmehr wird gut tun beim nächsten Urlaub.
Denn Urlaub sind wenige kostbare Tage im Jahr – das bleibt auch so! Und Du so?








